Kultur gegen Angst
Was sind die Grundformen der Angst und was bewirkt Kultur?
Kulturgut. Mut und Vielfalt gegen Angst vor Fremdem
Die Angst …
sie war nie weg, die Angst in Deutschland vor Fremdem:
Fremde nehmen unsere Frauen weg, Fremde drängen sich in unsere Vermögen und Familien, Fremde sind Homosexuell….
Als ich meinen ersten Beitrag 2012 in diesem Blog über den Foreigner schrieb, ging es darin gerade um die Ausgrenzung des Fremden und warum ein guter Freund nicht ankommen konnte und schließlich schwer krank in einer Klinik in Heidelberg verstarb.
Das Thema, Ankommen von Fremden, hat mich seitdem nie mehr losgelassen.
In den Auseinandersetzungen und Begegnungen mit Menschen zum Thema Diversity bleibt die Erfahrung, dass sich ein Teil der Gesellschaft auf den Weg gemacht hat die Kultur in Deutschland zu gestalten, die unserem Land den globalen Stellenwert gibt, den es in der Welt beansprucht.
Doch die massiven Übergriffe auf die Frauen in der Silvesternacht in Köln waren nicht nur ein Schock und machen den Frauen Angst nachts auf die Straße zu gehen, sondern sind Wasser auf die Mühlen derer, die die kulturelle Offenheit Deutschlands schon immer für einen Quatsch gehalten haben.
Es hat mir erst die Sprache verschlagen und ich brauchte selbst 3 Monate in meiner Angstbewältigung vor Übergriffen. Selbsthilfe war angesagt: Selbstverteidigungstrainings, Studien und Reflektion über die „Grundformen der Angst“ von Fritz Riemann, intensive Gespräche mit Freunden aus anderen Kulturen, und schließlich die wiedererlangte Bewusstheit, dass Angst zu unserem Leben gehört und wir nur Gegenkräfte dagegen entwickeln können.
Gegenkräfte sind nach Fritz Riemann in seiner tiefen-psychologischen Studie zu den Grundformen der Angst: „Mut, Vertrauen, Erkenntnis, Macht, Hoffnung, Demut, Glaube und Liebe. Diese können uns helfen, Angst anzunehmen, uns mit ihr aus einander zu setzen, sie immer wieder neu zu besiegen.“ Die Angst ist immer gegenwärtig und sie kann jeden Augenblick ins Bewusstsein treten, wenn sie innen oder außen durch ein Erlebnis konstelliert wird. Wir haben dann meist die Neigung, ihr auszuweichen, sie zu vermeiden, und wir haben mancherlei Techniken und Methoden entwickelt, sie zu verdrängen, sie zu betäuben oder zu überspielen und zu leugnen. Aber wie der Tod nicht aufhört zu existieren, wenn wir nicht an ihn denken, so auch nicht die Angst.
Das überwinden der Angst ist ein Entwicklungsschritt, sowohl individuell als auch gesellschaftlich. Angst ist bei jedem Menschen individuell ausgeprägt, sie ist seinem Wesen eigen. Angst tritt immer dann auf, wenn wir einer Situation nicht gewachsen sind. Jede Entwicklung, jeder Reifeschritt ist mit Angst verbunden, sie steht als Neues Unbekanntes neben der Neugierde und der Lust auf Risiko.
Dort wo Wandlungen angesagt sind, alte Bahnen verlassen werden müssen, ist Angst gegenwärtig. Wir kennen das aus Veränderungsprojekten in Unternehmen, bei denen Mitarbeiter oft erstmal mit Angst reagieren, wenn sie sich auf Ungewohntes einlassen müssen/sollen. Angst kennt dann viele Formen der Bewältigung, Rückzug, Schweigen, Flucht aber auch Angriffe auf Ersatzobjekte.
So fasst Riemann seine Grundformen der Angst zusammen:
1. Angst vor der Selbsthingabe, als Ich-Verlust und Abhängigkeit erlebt
2. Angst vor Selbstwerdung, als Ungeborgenheit und Isolierung
3. Angst vor Wandlung, als Vergänglichkeit und Unsicherheit
4. Angst vor der Notwendigkeit, als Endgültigkeit und Unfreiheit
Eine Kultur gegen die Angst
Was ist die Kultur in Deutschland? Welche Kultur benötigen wir, um in unserer Gesellschaft eine Identität zu schaffen, die Menschen verbindet?
Wenn wir denken, denken wir erst immer an den Unterschied und nicht an das, was alle verbindet. Wir begegnen uns oberflächlich und erfassen nicht die Bedeutung der Kultur für das Zusammenwirken der Menschen. Was aber verbindet Menschen?
Das sind unsere Fragestellungen, die wir bei Kulturgut-im Quadrat gUG in Filmen bearbeiten, aufarbeiten und darstellen. Kulturgut wird hier zum Kulturmut zur Kulturvielfalt.
Wir suchen den Menschen in seiner Gesamtheit zu erfassen und spüren sein Verhältnis zur Natur, Kunst, Familie, Arbeit und seinem Beruf auf. Dabei gewinnen wir Wissen über die Bedeutung z.B. von Vertrauen, Mut, Liebe usw. in seinem jeweiligen Kulturraum.
Dieses Wissen machen wir frei zugänglich auf der Plattform von www.kulturgut-im-quadrat.de
In den nächsten Wochen erscheinen die ersten Ausschnitte aus unseren Dokumentarfilmen.
Wir benötigen viel finanzielle Unterstützung unserer Projekte von Spendern und Sponsoren.
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